und was passiert eigentlich bei einer Bandscheiben Vorwölbung oder sogar bei einem Bandscheiben Vorfall?
Wie bildet sich dieser wieder zurück? Warum dauert es bei einigen Menschen länger und bei anderen wiederum gibt es kaum Symptome? Mit welchen Mechanismen versucht unser Körper die Heilungsphasen einzuleiten?
Die Bandscheibe ist allen Menschen bekannt, vor allen dann, wenn der Rücken nicht das macht, was er soll. Hausarztinnen- und Ärzte überweisen die Patientinnen und Patienten an eine Orthopädische Praxis, die die weitere Diagnostik einleiten soll. Röntgenbilder werden gemacht, MRT und CT-Diagnostiken. Wenn ausstrahlende Symptome wie Taubheitsgefühl oder Ameisenlaufen auftreten, Muskelkraftverlust der Beine als Symptom auftritt, kann es sogar sein das die lädierte Bandscheibe die nahen Nerven komprimiert. Die Bildgebenden Verfahren zeigen in welchen Segmenten der Wirbelsäule die Schäden vorliegen.
Unsere wissenschaftlich arbeitenden Kolleginnen und Kollegen von Physio Meets Science haben eine großartige Zusammenfassung über die uns bekannten Mechanismen von Bandscheibenheilung geschrieben.
In den Studienzusammenfassungen zeigt sich, dass die Spontanresorptionsrate beim lumbalen Bandscheibenvorfall über 60 % liegt. Das könnte bedeuten, dass wir viele Bandscheibenvorfälle gar nicht als Vorfälle als solche Wahrnehmen?
Etwas anders sieht es aus, wenn sich Bandscheibenmaterial stark nach Außen drückt oder sogar von der eigentlichen Bandscheibe „abkoppelt“, eine sogenannte Sequester Bildung entsteht.
Aber wie passiert das eigentlich?
Die Resorption des Bandscheibengewebes lässt sich durch 3 Theorien erklären, der genaue Mechanismus ist jedoch nicht abschließend geklärt:
- Verringerung der Größe des Bandscheibenmaterials aufgrund allmählicher Austrocknung und Schrumpfung, was die Signalabnahme der Bandscheibe im MRT erklären könnte.
- Der Zug auf das hintere Längsband (ein wichtiges stabilisierendes Band, auf der Rückseite der Wirbelkörper) bewirkt, dass das Bandscheibenvorfallfragment zurück in den Bandscheibenraum zurückgezogen wird. Dies kann ein Mechanismus sein, wenn der gallertartige Kern „Annulus fibrosus“ nicht beschädigt ist.
- Die dritte Theorie, die am besten untersuchte und mit den besten klinischen Beweisen, ist die allmähliche Resorption des Bandscheibenmaterials durch enzymatischen Abbau und der sogenannten Phagozytose, die durch eine Entzündungsreaktion und Neubildung von Gefäßen eingeleitet wird.
Das hervorstehende Bandscheibenmaterial löst eine Art Entzündungsreaktion des Körpers aus.
Makrophagen „Fresszellen“ versuchen das überstehende oder sich gelöste Bandscheibengewebe zu entfernen. Gleichzeitig schütten diese Fresszellen, die zu unseren Immunsystem gehören, Entzündungshemmende Stoffe aus, um die Schmerzen zu lindern. Diese Zellen fördern die Bildung neuer Blutgefäße und sind für den Gewebeumbau, Reparatur verantwortlich und absorbieren die hervorstehenden Trümmer, um das Gesamtvolumen der Bandscheibe zu verringern und die mechanische Kompression auf den Nerv zu minimieren.
Wie schlimm auch ein Bandscheibenvorfall sein mag, ist es nicht fantastisch, wie unser Körper sich selbst heilt! Sofort versucht eine „normale“ Umgebung herzustellen!
Für uns Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten ist es von großer Bedeutung, dass wir unsere Patientinnen und Patienten bei den Umbau- und Heilungsprozessen des eigenen Körpers unterstützen und sie aufklären, wie sie sich in den einzelnen Heilungsstadien verhalten sollten.
Wir begleiten Sie durch eine schwierige Zeit. Jede und Jeder der einmal „starke“ Rückenschmerzen hatte weiß, wovon ich spreche. Es ist nicht nur der körperliche Schmerz, auch Ängste kommen hinzu. In den schlimmsten Fällen können sich, obwohl das Gewebe wieder rehabilitiert ist, chronische Zustände entwickeln. Das müssen wir durch eine Maßgeschneiderte Therapie, Eigenübungen und Aufklärung unbedingt verhindern.
Wir stellen in der Therapie sicher, die richtige Balance zu schaffen, zwischen der Belastungsfähigkeit des Körpers in den einzelnen Heilungsstadien und der Belastung die ideal ist für die Regeneration sind.
Dafür wurden wir Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten ausgebildet.
Quellen:
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/28072796/
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/25009200/
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https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/15626982
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